Vom Verstand

Wir denken in Worten.
Ein Wort ist eine Beschreibung, eine Abbild, eine Idee einer bereits geschehenen Erfahrung –
nie einer zukünftigen.
Zukünftige Erfahrungen benötigen neue Worte bzw. Umdeutungen vorhandener Worte.

Der gewöhnliche Verstand, der Worte braucht und benutzt, kann nichts vollkommen Neues erschaffen.
Er kann nur die in Worte gegossenen vergangenen Erfahrungen zu einem aus seiner Sicht Neuem
zusammensetzen.
Der Verstand bildet Meinungen, Wahrscheinlichkeiten über Zukünftiges aus Ableitungen
vergangener Erfahrungen.
Doch jeden Moment kann Wunderbares* geschehen, das alle Annahmen, wie es weitergeht,
hinfällig werden läßt.

Haben wir dem Verstand den Auftrag gegeben unsere Wirklichkeit zu beschreiben, zu definieren und zu gestalten, so lassen wir unsere Vergangenheit als das bereits Geschehene, über das, was noch nicht geschehen ist, über unsere Gegenwart bestimmen und sie regulieren. Dieser Vorgang entfernt das Wunder aus unserem Leben, denn Wunder existieren für den gewöhnlichen Verstand nicht, sind zweifelhaft und unglaubwürdig.

Ist der Verstand unsere oberste Instanz, so entwickelt er unangenehme Eigenschaften:
Er erzeugt ständig Gedanken.
Er ist überzeugt, für alles gibt es eine Erklärung nach seinen Maßstäben.
Er kann nicht zuhören und will es auch nicht.
Er richtet die Aufmerksamkeit auf Objekte, vorwiegend im Außen befindliche.
Er kontrolliert den inneren Monolog.
Er überwacht den Informationsfluß.
Er befindet sich unter dem Einfluß von Streß, Sorgen, Depressionen und zuviel Aktivität
und weiß es nicht.

Die belastenden Auswirkungen dieser Tätigkeit des Verstandes kennen wir alle.

Dies ist nur möglich, weil wir die Gesamtverantwortung für und über uns an ein Werkzeug, den Verstand,
abgegeben, delegiert haben.
Ein Werkzeug ist und bleibt ein Werkzeug, das nur im Rahmen seiner Möglichkeiten handelt.

* Wunder
Wunder sind der Normalzustand.
Was haben wir aus uns und dieser Welt und unserem Verständnis davon gemacht,
daß Wunder als etwas Ungewöhnliches angesehen werden ?
Jedes Leben, jedes Glück und jede Liebe sind ein solches Wunder.

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