Jede Erscheinung auf Erden ist ein Gleichnis und jedes Gleichnis ist ein offenes Tor, durch welches die Seele – wenn sie bereit ist – in das Innere der Welt zu gehen vermag. Wo Du und Ich und Tag und Nacht alles Eins sind. Jedem fliegt irgendeinmal der Gedanke an, daß alles Sichtbare nur ein Gleichnis sei und daß hinter dem Gleichnis der Geist und das ewige Leben wohne. Wenige freilich gehen durch das Tor und geben den schönen Schein dahin – für die geahnte Wirklichkeit des Inneren.
Hermann Hesse
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Und hier eine ähnliche Annäherung in theologischer Sprache.
Das Wort Gott bitte ersetzen durch ein Wort, das das Gemeinte für Dich ausdrückt.
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Der wirkliche Umgang des Menschen mit Gott hat an der Welt nicht bloß seinen Ort, sondern auch seinen Gegenstand. * Gott redet zum Menschen in den Dingen und Menschen, die er ihm ins Leben schickt‘ *; der Mensch antwortet durch seine Handlungen an eben diesen Wesen und Dingen.
Aller spezifischer Gottesdienst ist seinem Sinn nach nur die immer erneute Bereitschaft und Heiligung zu diesem Umgang mit Gott und der Welt.
Martin Buber